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Das traditionelle Mittel für Leib und Seele aus Indien
Ein Fett, das seit Jahrtausenden in Indien, Pakistan und den angrenzenden Gebieten bekannt ist, ist Ghee (wird "Gi" ausgesprochen). Mag sein, dass die erste Butter ursprünglich dadurch entstanden ist, weil die Milch von Kühen, Yaks und Pferden in den ledernen Behältern, die am Sattel der Reittiere befestigt waren, durch die ständige Bewegung fest wurde. Zu dieser Zeit, wohl rund 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, wurde das Milchfett erstmals in sakralen Gesängen erwähnt. Es gab bereits einfache Butterfässer, und die Butter wurde nicht nur als Speise verzehrt, sondern auch in Öllampen verbrannt, um als Lichtquelle zu dienen. Weitere Verwendungszwecke waren Anwendungen im medizinischen Bereich und als Hautschutz gegen die Kälte.
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Die Völker weiter im Süden dieser Gegend bekamen schnell schon das Problem, dass die Butter bei höheren Temperaturen nicht lange genießbar war. Es stellte sich heraus, dass durch das Trennen in reines Butterfett und die Bestandteile Wasser, Milcheiweiß und Milchzucker eine längere Haltbarkeit erreicht werden konnte. Ghee war damit erstmals hergestellt. Bald erlangte das goldene, reine Butterfett eine hohe Wichtigkeit. Es wurde zum heiligen Öl in Indien und nicht nur in der Küche, sondern auch in der Medizin und bei Ritualen verwendet. Auch die hohe Lebenserwartung der Bewohner des Hunza-Tales in Pakistan, von denen behauptet wird, sie werden über hundert Jahre alt, wird dem Ghee zugeschrieben.
Andere Bezeichnungen für Ghee
In Deutschland wird Ghee sehr oft "geklärte Butter", "Butterschmalz" oder "gereinigtes Butterfett" genannt. In Bio- und Naturkostläden steht auf Etiketten meistens "Ghee Butter", "Butter Ghee" oder "Ayurveda Ghee". Im Englischen heisst es "clarified butter".
Althergebrachte Heilkunst im Einklang mit moderner Wissenschaft
Bei all den guten Eigenschaften verwundert es auch nicht, dass Ghee zum bedeutungsvollen Elixier in der traditionellen indischen Medizin und dem Ayurveda wurde. Seit dem Altertum werden der geklärten Butter heilende Eigenschaften zuerkannt. Sie wirkt entzündungshemmend, pflegend und verstärkt die natürlichen Eigenschaften von Heilpflanzen.
Diese Hemmung von Entzündungsprozessen hilft auch bei der Bekämpfung weiterer Krankheiten, allen voran der Colitis. Bei dieser Darmerkrankung, die aufgrund allergischer Reaktionen oder als reine Erkrankung des Autoimmunsystems auftritt, wurden durch Ghee ebenfalls gute Erfolge erzielt. Hier hilft das Fett zudem, den Darm geschmeidig zu machen. Ein Vorgehen, das auch in der westlichen Schulmedizin schon lange durch erhöhte Fettzufuhr zur Unterstützung von Behandlungen eingesetzt wurde. Ebenfalls wurde bei Morbus Crohn, einer ähnlichen Darmerkrankung, die entzündungshemmende Wirkung und somit Besserung des Gesundheitszustandes festgestellt. Dadurch wird zudem das Immunsystem gestärkt.
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Da die geklärte Butter leicht verdaulich ist, belastet sie den Darm nicht. Die Aufnahme erfolgt ebenso sanft wie gründlich. Damit ist ein Übergang in die Körperzellen gewährleistet. Hier werden durch reines Butterfett freie Radikale gebunden, also die Stoffe, die für Alterungsprozesse und Krankheiten wie Krebs, Arteriosklerose und Diabetes mellitus verantwortlich gemacht werden. Giftstoffe, die mit der Nahrung aufgenommen werden, die sogenannten Toxine, werden ebenfalls durch Ghee gebunden und rasch ausgeschieden. Auch von Leber- und Gallekranken wird reines Butterfett oft besser vertragen als andere Fette und Öle. Die Eigenschaft von Ghee, Giftstoffe zu binden, trägt hier zusätzlich noch zur Entlastung dieser beiden Organe bei.
Auch fettlösliche Schadstoffe, die entweder direkt durch die Nahrung oder indirekt durch Umwelteinflüsse in den menschlichen Körper gelangen, werden durch das goldene Elixier gebunden. Hier sind es vor allem Schwermetalle wie Cadmium und Blei, oder chemische Stoffe wie die Phenylverbindung PCB und DDT, ein Insektizid, die so leichter aus dem Körper ausgeschwemmt werden.
Im Ayurveda, der ganzheitlichen, das heißt Körper und Geist betreffenden Heilkunst, wird Ghee Butter ausgleichend für die Konstitution, also die Grundverfassung der verschiedenen Körpertypen eingesetzt. Nach dieser Lehre gibt es unterschiedliche Lebensenergien, die Doshas. Nur wenige Menschen sind hier ausgeglichen, oft überwiegt durch äußere Umstände oder persönliche Veranlagung ein Dosha. Um sich aber rundum wohl zu fühlen, ist ein sanftes Eingreifen zur Herstellung der Ausgewogenheit wichtig. Hier ist Ghee ein erprobtes und wirksames Mittel.
Anwendung und Wirkung
Ghee wirkt sich auch positiv auf das Gedächtnis aus, da das Gehirn zu seiner vollen Funktionen einen gewissen Fettanteil in der Nahrung braucht. Äußerlich im Kopfbereich ist die Anwendung als Augenguß oder Augensalbung weit verbreitet. Vor allem bei einer trockenen Hornhaut, die Blinzeln schmerzhaft macht und somit das Sehen enorm erschwert, wird das flüssige Butterfett aufgetragen. Mit einem Ring aus Teig oder Kichererbsenpaste wird eine Augenwanne geformt, in die Ghee gegossen wird. Die Augen werden dabei geöffnet. Nach der Behandlung, die rund zehn Minuten dauert und an mehreren Tagen hintereinander durchgeführt wird, bleibt ein leichter Fettfilm. Dieser ist nicht nur lindernd, sondern verleiht dem Auge auch einen besonderen Glanz.
Darüber hinaus kann die geklärte Butter natürlich bei allen rauen und trockenen Hautstellen angewendet werden. Hier eignen sich sowohl reines Ghee, als auch mit Heilkräutern angereicherte Mischungen. Zusammen mit einer Fußmassage hilft geklärte Butter nicht nur bei Hornhaut und Schrunden. Durch die Stimulierung der an der Fußzone befindlichen Reflexzonen werden die Funktionen der entsprechenden Körperzonen angeregt oder beruhigt. Bei Verbrennungen und Vernarbungen kühlt Ghee und hält die Wundränder geschmeidig.
Wer sich bereits mit dem Ölziehen, einer Methode, die ebenfalls der Entgiftung des Körpers dient, angefreundet hat, wird sich gerne des Ghees bedienen. Dazu wird eine kleine Menge geklärte Butter im Mund möglichst nicht unter zwanzig Minuten durch die Zähne gezogen, immer hin und her, und anschließend ausgespuckt. Zahnfleischerkrankungen werden dadurch gelindert, auch Kariesbakterien werden nachweislich erheblich reduziert. Ein Esslöffel Ghee in lauwarmem Wasser verrührt und morgens auf nüchternen Magen getrunken regt die Verdauung an. Auch dadurch werden Giftstoffe schneller aus dem Körper transportiert.
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Für innerlich verwendete Heilkräuter, die zur Beruhigung oder Stärkung des Magen-Darm-Bereiches dienen, ist reines Butterfett ein hervorragendes Trägermittel. Die natürlichen Wirkstoffe der Heilpflanzen werden aufgeschlossen und so für den menschlichen Körper leichter verwertbar gemacht. Die Wechselwirkung zwischen dem Butterfett und den Inhaltsstoffen der Pflanzen unterstützt den gewünschten Gesundungsprozess.
Ghee für die gesunde Küche
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Neben einer längeren Haltbarkeit gegenüber normaler Butter liegt einer der großen Vorteile von geklärter Butter im geringen Wasseranteil. Der Rauchpunkt von Ghee liegt durch die Reinheit des Fettes bei 205 °. Er ist also ähnlich hoch wie bei Kokosfett und weitaus höher als bei unraffinierten Ölen. Dadurch lässt sich die geklärte Butter stärker erhitzen, sie eignet sich sogar zum Braten und Frittieren. Das Gargut erhält den feinen Buttergeschmack. Da Ghee Butter auch bei Raumtemperatur fest ist, lässt es sich einfach dosieren.
Geklärte Butter besteht aus bis zu 99,5 Gramm Fett auf 100 Gramm Masse. Dieses Fett wiederum enthält 29 Prozent einfache und 4,6 Prozent mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Diesen ungesättigten Fettsäuren wird eine leichte Verwertbarkeit im Körper und regenerierende Wirkung nachgesagt. Diese auch Lipidbausteine genannten Stoffe dienen der Zellreparatur.
Fettlösliche Vitamine wie A, D und E sind reichlich enthalten. Werden diese Vitamine durch andere Nahrungsmittel zugeführt, verhilft geklärte Butter zur besseren Aufschließung dieser Inhaltsstoffe. Carotin, ein wichtiger Vorstoff zur Vitamin-A-Bildung, der vor den Einflüssen schädlicher UV-Strahlen schützt und gegen die Gefahr von Infektionen mobilisiert, ist ebenfalls ein Bestandteil. Weiterhin finden sich die Mineralstoffe Natrium, Kalzium, Magnesium, Phosphor und Eisen in Ghee.
Ghee und der Cholesterinspiegel
Tierische Fette, also Schmalz wie vom Schwein oder der Gans, aber vor allem Butter, werden in der Schulmedizin für einen erhöhten Cholesterinspiegel verantwortlich gemacht. Obwohl Ghee immer über 70 %, teils sogar weit über 90 % reines Butterfett enthält, wurde in Studien in den USA festgestellt, dass bei regelmäßigem Genuss von Ghee Butter genau das Gegenteil eintritt: Anstatt wie erwartet zu steigen, sank der Cholesterinspiegel bei den Untersuchungsteilnehmern, die täglich eine Menge von 60 g geklärte Butter und mehr zu sich nahmen.
Dazu kommt, dass sogar in der westlichen Medizin immer mehr vom Gesundheitsnutzen durch einen eingeschränkten Fettverbrauch abgekommen wird. Ohne Fett funktioniert der Stoffwechsel nicht, die Gehirntätigkeit leidet nachweislich. Durch strenge Fastenvorschriften kann sogar der Cholesterinspiegel gefährlich erhöht werden. Ghee dagegen scheint ganz offensichtlich die Stoffwechselvorgänge so positiv zu beeinflussen, dass eine Verbesserung bereits eingetretener Erkrankungen möglich ist. Durch die Bindung von Schadstoffen und das „Fetten“ der Zellmembranen finden Erneuerungs- und Reinigungsprozesse statt.
Was die Kalorien angeht, ist Ghee anderen Fetten gleichzusetzen. Aber eben genau hier geht die Wissenschaft vom lange eingehaltenen Standpunkt ab, dass wenig Fett optimal sei. Immer mehr Mediziner vertreten die Ansicht, dass die positiven Seiten eines gemäßigten, aber keineswegs zu niedrigen Fettverbrauches eventuelle Nachteile bei weitem aufwiegen.
Laktoseintoleranz und Verträglichkeit
Dadurch, dass bei der Herstellung von Ghee das Ausgangsprodukt Butter in reines Butterfett auf der einen Seite, Wasser, Eiweiß und Milchfett als anderer Bestandteil getrennt wird, ist Ghee bis auf eventuelle Spuren laktosefrei. Das macht es besonders für die Menschen wertvoll, die an Laktoseintoleranz leiden. Auch für Allergiker, die auf Milchzucker oder Milcheiweiß reagieren, ist geklärte Butter eine Ausweichmöglichkeit, die fast immer gut vertragen wird.
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